dinsdag 8 november 2016

update 6-11-2016 Friedwart Husemann Besprechung des Buches von Frank Linde.

Rundmail von Friedwart Husemann

Liebe Freunde

hier folgt der zweite Teil meiner Besprechung des Buches von Frank Linde.

Herzlich Ihr F.H.



Auferstehung, 2. Teil
Frank Linde "Auferstehung - Die Auferstehung im Werk Rudolf Steiners" Band 1 und Band 2, 728 Seiten; "Auferstehung - Zeitreisen und Phantom - eine kritische Analyse" Band 3, 316 Seiten, Salzburg, 2015, 69.- €

Der "Auferstehungsleib" als problematischer Begriff
Ein wichtiges Anliegen von Frank Linde ist es, sich eine der Wirklichkeit entsprechende Vorstellung der Menschengestalt zu machen. Wie sah sie aus zur Zeit des Sündenfalls, also in der Mitte der lemurischen Epoche? Wie kam es nach und nach zu unserer heutigen Gestalt? Wie hat sich das Phantom entwickelt?
In Bezug auf den sogenannten "Auferstehungsleib" Christi entsteht an dieser Stelle ein Problem, wo wir uns unserer mit Vorurteilen besetzten Vorstellungen bewusst werden müssen. Viele denken bei der Auferstehung unwillkürlich daran, wie Fra Angelico, Grünewald und Rembrandt sie gemalt haben. So sprechen wir auch, ohne es weiter zu prüfen, vom "Auferstehungsleib." Linde wird demgegenüber nicht müde, darauf hinzuweisen, dass nach der Auferstehung die ganze Erde zu dem Leib Christi geworden ist. Der Auferstehungsleib Christi ist die Erde! Das allerdings wird unter diesem Wort nicht verstanden, sondern man meint mit Auferstehungsleib die Erscheinungsform, wie der Auferstandene Paulus, den Jüngern und Maria Magdalena erschienen ist. Erschwerend für eine der Wirklichkeit entsprechende Vorstellung kommt noch hinzu, dass seit dem 20. Jahrhundert Christus im Ätherischen erscheint und dabei menschliche Formen annimmt.

Nach den Forschungen Frank Lindes wurde das Wort Auferstehungsleib von Rudolf Steiner nirgends benützt, sondern es stammt aus der katholischen Theologie. Allerdings haben Emil Bock, Friedrich Benesch, Judith von Halle und Helmut Kiene dieses Wort benützt. Besonders Sergej Prokofieff  hat mit dem Auferstehungsleib eine besondere Lehre verknüpft. Er meinte, dass das Phantom am Karfreitag vollständig gerettet und dass daraufhin durch eine "Schöpfung aus dem Nichts" am Ostermorgen der Auferstehungsleib entstand. "Phantom" und "Schöpfung aus dem Nichts" sind zwar Begriffe von R. Steiner, sodass der unkundige oder halbkundige Leser vermutet, die von Prokofieff gemachte Verknüpfung sei auch von R. Steiner. Dies Letztere ist aber nicht der Fall, sondern es ist eine eigene Idee Prokofieffs, die Prokofieff  an dieser Stelle nicht deutlich genug als solche kenntlich macht. Soweit die sehr verdienstvolle Aufarbeitung Frank Lindes. 



Judith von Halle und Helmut Kiene
Auf der Grundlage seiner Forschungsergebnisse zur Auferstehung unterzieht Frank Linde drei Bücher von Judith von Halle und das Buch von Helmut Kiene, das er zur Verteidigung Judith von Halles geschrieben hat, einer gründlichen Untersuchung. Frank Linde bringt viele Zitate Judith von Halles und Helmut Kienes und stellt ihre Meinungen und Thesen in dem von ihnen selbst hergestellten Kontext dar. Daneben stellt er die entsprechenden Zitate Rudolf Steiners in dem Kontext, wie Steiner sie brachte. Seine vergleichende Untersuchung ergibt, dass bei von Halle und bei Kiene reihenweise falsche Quellenangaben der Werke Rudolf Steiners sich  finden. Schlimmer noch sind einfache Missverständnisse, Kontext - Abbiegungen und Kontext - Verdrehungen, manchmal das Gegenteil dessen, was Steiner sagte, und sogar R. Steiner zugeschriebene Zitate, die R. Steiner nachweislich gar nicht gesagt hat. Die Berufung auf R. Steiner, auf welche Helmut Kiene und Judith von Halle so großen Wert legen, ist nach den gründlichen und plausiblen Recherchen Frank Lindes, die er in großer Fülle beibringt, nicht gerechtfertigt.
Es mag eine gewisse Sensationslust mitgespielt haben, die den einen oder anderen zum Anhänger Judith von Halles gemacht hat. Auf der anderen Seite war es nicht viel besser, aus innerer Bequemlichkeit heraus mit Judith von Halle sich nicht zu beschäftigen (wie es bei mir der Fall war). Frank Lindes Arbeit zeigt, wie man es machen sollte: am Gegenbild kommt die Kontur der Anthroposophie umso deutlicher und strahlender hervor. Trotz der vielen Irrtümer und Ungenauigkeiten der genannten Autoren fühlt man sich zuletzt geistig erfrischt, nachdem sie von Frank Linde zurecht gerückt worden sind. 


Friedw
art Husemann