Update 02-09-2015
Neuerscheinung
Kritische Analyse
zu ‘Zeitreisen‘ und ‘Phantom‘
Frank Linde – Auferstehung
Die Auferstehung im Werk Rudolf Steiners,
Band I und II (zus. 725 Seiten)
Zeitreisen und Phantom – eine kritische Analyse,
Band III (316 Seiten)
Die in der Anthroposophischen Gesellschaft schwelende Kontroverse um ‘Zeitreisen‘ wird in der vorliegenden Neuerscheinung auf ein höheres Niveau gehoben. Der Begriff der ‘Geistesforschung‘ in der Wissenschaftsauffassung Rudolf Steiners zeigt sich, das lässt sich zusammenfassend sagen, als mit dem Begriff von‘Zeitreisen als Geistesforschung‘ nicht vereinbar. Frank Linde legt eine Arbeit vor, welche die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft von kompetenten Repräsentanten der Anthroposophie erwartet hatten und was sachgemäss – auch gegenüber der Öffentlichkeit –gefordert war: Eine Persönlichkeit tritt innerhalb der Gesellschaft auf, bezieht ihr Wirken ausdrücklich auf diese, führt eine neue Form von ‘Geisteswissenschaft‘ein, behauptet deren Identität mit der Auffassung Rudolf Steiners und fügt angeblich ‘neue anthroposophische Erkenntnisse‘ zu den bestehenden hinzu. Zu dieser Behauptung entsteht eine Kontroverse, die im Publikum von emotionalen Lebensäusserungen begleitet ist; die Leitung der Gesellschaft wendet sich einer Moderation der Emotionen zu und unterlässt auch nur die Aufforderung zu einer wissenschaftlichen Aufarbeitung, geschweige dass sie selber zum Erkenntniswerkzeug, ihrem Kerngeschäft, griffe. Die Leitung der Gesellschaft distanziert sich vielmehr grundsätzlich von der Aufgabe, Erkenntnisse, bzw. geisteswissenschaftliche Urteilezu erarbeiten und in die Repräsentanz der Anthroposophie einzubeziehen. Dadurch wurde den schwelenden Fragen Raum geboten – und der Raum wurde genutzt. Diesem Raum ist mit dem vorliegenden Werk der Boden in wesentlichsten und zentralsten Fragestellungen entzogen. Zugleich werden klare Grundlinien des Verhältnisses zwischen ‘Zeitreisen‘ und ‘anthroposophischer Geistesforschung‘ sichtbar.“Auferstehungsleib“ – “Phantomleib“ Der Autor zeigt, dass das in der anthroposophischen Bewegung seit den 1940er Jahren verwendete Wort “Auferstehungsleib“ in der Gesamtausgabe der Werke
Rudolf Steiners nicht vorkommt. Der Begriff wurde zu-erst vermutlich von Emil Bock (ab 1946), dann von Friedrich Benesch, Andrew Welburn, Judith von Halle, Peter Tradowsky und Helmut Kiene sowie von Sergej Prokofieff und Johannes W. Rohen verwendet. Die Formulierung ist katholischen Ursprungs (Bd.II, S.674). Das Wort “Phantomleib“, aber auch die Aussage von dessen Identität mit dem “Auferstehungsleib“ wie Judith von Halle Rudolf Steiner zuschreibt (im selben Sinne Peter Tradowsky und Helmut Kiene), stammt ebenfalls nicht von Rudolf Steiner (Bd.III, S.46) Grundlagenwerk zur Auferstehung Frank Linde arbeitet diese Begriffe durch und erläutert deren Herkunft und Entstehung, deren spezifische Bezüge und differenzierte Schichten. Dazu legt er in BandI. und II. auf über 700 Seiten eine wohldurchstrukturierte und ausführliche Zusammenschau von Darstellungen Rudolf Steiners vor, welche den soliden Hintergrund seiner kritischen Analyse bilden – aber nicht nur. Es handelt sich hier um eine eigenständige, in einer 40-jährigen Beschäftigung entstandene Aufarbeitung des Themas „Auferstehung“ im Werk Rudolf Steiners. Frank Linde geht es darum, die Auferstehung als ein ganzheitliches Geschehen sichtbar zu machen – der Leib des Christus nach der Auferstehung ist die ganze Erde (ihr physischer Leib, der Lebensleib und Seelenleib und das Ich der Erde; eben gerade nicht „Phantom“).Auch die Bedeutung und die Wirkung der Auferstehung für den Menschen wird ganzheitlich behandelt: für seinen physischen Leib (Phantom), den Ätherleib, Astralleib und das Ich. Dann bieten sie Texte zur Auferstehung Christi im 20. Jahrhundert und im Sozialen. Große Kapitel behandeln schließlich den Ursprung und das Ziel des Leibes und der Seele und des Geistes des Menschen.Es geht um die Auferstehung nach dem Tod und die Auferstehung am Ende der Zeiten. So sind Band I. und II. ein Grundlagenwerk, das Bestand haben wird, auch über die aktuelle Auseinandersetzung in Band III. hinaus und greifen auf, was Rudolf Steiner zu dieser Frage zu sagen hat. Schulungsweg, Zeitreisen, …Wer sich mit dem Werk Judith von Halles befasst, sieht auf eine generell erzählend-bildhafte, intelligent aufbereitete und mitunter kenntnisreiche Darstellung mit einer weniger umfassenden und häufig ganz fehlenden begrifflichen Durcharbeitung. Frank Lindes detailreiche Untersuchungen machen das methodisch und inhaltlich zum Teil Unzureichende und zum Teil auch Fehlerhafte dieses Aspekts ihrer Arbeiten an vielen Beispielen deutlich.Besonders tritt dies an deren begrifflicher Durcharbeitung des anthroposophischen Schulungsweges hervor, welche praktisch komplett wegfällt. Wie sie aus ihren Erlebnissen zu ihren Erkenntnissen kommt und warum auf eine begriffliche Herleitung und Vertiefung verzichtet wird, ist und bleibt dunkel und alle Erklärungen, warum das so sein müsse, vermögen nicht zu überzeugen. Ihre Bezugnahme auf Schulungsweg-Darstellungen Rudolf Steiners erweisen sich zudem als einseitig auf veraltete Schulungswege fixiert.Darüber hinaus widmet Frank Linde seine kritische Analyse auch der Verteidigungsschrift Helmut Kienes,„Phantomleib, Stigmatisation und Geistesforschung. Judith von Halle und die anthroposophische Christologie“.Linde kennzeichnet offene Fragen und selektives Zitieren, korrigiert eine Kritik die Kiene Peter Selg gegenüber vorgebracht hat, stellt richtig, dass das Phantom nicht als „fünftes Wesensglied zu betrachten ist, u.a.m.Stil und Wirkung Die Auseinandersetzungen um den ganzen damit verbundenen Phänomen- und Symptomenkomplex werden von Frank Linde nicht als Anti-von-Halle-Beitrag aufgebaut.Ich habe in der gesamte Auseinandersetzung dazu keinen einzigen emotionalen Misston gefunden. Die Arbeit ist nicht nur sachlich gründlich, sondern auch im Stil freilassend und offenbart in der produktiven Zurückhaltung des Persönlichen umso mehr die zwischen den Zeilen auflebende innere, individuelle Sprache des Autors. Seine vollständig sachbezogene Forschungshaltung ermöglicht es ihm daher auch, in Arbeiten von Sergej Prokofieff zu hinterfragende Interpretationsmuster zu erkennen und ihm Überlegungen nachzuweisen, die Denkversuche sind, jedoch im Text nicht als solche kenntlich gemacht sind. Sie sind begrifflich nicht hergeleitet und müssen daher als Vermutungen gekennzeichnet werden. Vermutungen, die in Kombination auch IrrIrrtümerzeigen (Bd.II, S.680 f.). – Wenn es noch “Anhänger“der beiden Lager Prokofieff/von Halle gibt, dann können diese Lager jetzt aufgelöst werden. Es geht ebendoch, allen modischen Sozialtechniken und allen emotionalen Gruppenbildungen entgegen, in erster Linie um Erkenntnis der vorliegenden Sachverhalte und erst dann, falls noch nötig, um Mediation in Konfliktlagern. Durchblick, Erkenntnis wirkt sozial – auch das kann man an dem Werk von Frank Linde deutlich sehen. Soziale Verwerfungen unter Konfliktpartnern beruhen nicht zuletzt auf nicht hinreichend durchgearbeiteten unterschiedlichen Vorstellungen und Intentionen. Mithin:Wer diese nicht erkennen will, der wirkt antisozial. Glauben, Glauben und nochmals Glauben …Als Summe der Lektüre kann, am angedeuteten Aufwachen für die elementare Kraft des Erkennens, auch dies gezogen werden: Zu einer der Konstanten des Wirkens von Judith von Halle gehört, die Anthroposophie in den Formen anthroposophisch geisteswissenschaftlicher Wortformulierungen und unausgesprochen in der Haltungblossen Glaubens darzustellen. Anderslautende Beteuerungen halten einer Prüfung nicht stand. Es liegt in der Art der Darstellung eine Identität mit gewissen anderen wohlbekannten Glaubens-Impulsen vor. Jener Stil hat in der Repräsentanz der Anthroposophie nichts zu suchen.Um Missverständnisse zu meiden: Menschen jeden Glaubens sind in der Anthroposophischen Gesellschaft willkommen, wie jeder Vertreter anderer Überzeugungsrichtungen auch. Nicht um ein Einschwören aufbestimmte Erkenntnisse geht es in der Anthroposophischen Gesellschaft. – Die Anthroposophie jedoch ist nicht Glaubens-Impuls, nicht im Geringsten, auch nicht im Stil ihrer Vertretung. Sie betreibt nicht eine Freie Hochschule für Glaubens-Wissenschaft und ihr liegt methodisch auch keine Glaubenswissenschaft oder Schauerlebnis-Wissenschaft, sondern eine eigenständige Erkenntniswissenschaft zugrunde.Und so ist auch Judith von Halle, gleichgültig welcherÜberzeugung sie ist, in der Anthroposophischen Gesellschaft willkommen. – Die Anthroposophische Geistesforschung ist jedoch nicht ‘Zeitreisen-Forschung‘, nicht im Geringsten, auch nicht im Stil ihrer Vertretung. Und die Repräsentanz der Anthroposophie appelliert, wenn man es so ausdrücken darf, an das Erkennen des Geistes,nicht an die intelligente Interpretation von eigenen und fremden Geisterlebnissen und vor allem nicht an den Glauben. Klärende Grundlagen dazu und zu vielem mehr bietet die Arbeit von Frank Linde. Ihr ist eine weite Verbreitungund eine intensive Aufnahme zu wünschen.
Roland Tüscher
Quelle: E i n N a c h r i c h t e n b l a t t
Für Mitglieder und Freunde der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft
26. Juli, 2015 | 5. Jahrgang, Nr. 15
zie ook bespreking Friedwart Husemann.
Neuerscheinung
Kritische Analyse
zu ‘Zeitreisen‘ und ‘Phantom‘
Frank Linde – Auferstehung
Die Auferstehung im Werk Rudolf Steiners,
Band I und II (zus. 725 Seiten)
Zeitreisen und Phantom – eine kritische Analyse,
Band III (316 Seiten)
Die in der Anthroposophischen Gesellschaft schwelende Kontroverse um ‘Zeitreisen‘ wird in der vorliegenden Neuerscheinung auf ein höheres Niveau gehoben. Der Begriff der ‘Geistesforschung‘ in der Wissenschaftsauffassung Rudolf Steiners zeigt sich, das lässt sich zusammenfassend sagen, als mit dem Begriff von‘Zeitreisen als Geistesforschung‘ nicht vereinbar. Frank Linde legt eine Arbeit vor, welche die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft von kompetenten Repräsentanten der Anthroposophie erwartet hatten und was sachgemäss – auch gegenüber der Öffentlichkeit –gefordert war: Eine Persönlichkeit tritt innerhalb der Gesellschaft auf, bezieht ihr Wirken ausdrücklich auf diese, führt eine neue Form von ‘Geisteswissenschaft‘ein, behauptet deren Identität mit der Auffassung Rudolf Steiners und fügt angeblich ‘neue anthroposophische Erkenntnisse‘ zu den bestehenden hinzu. Zu dieser Behauptung entsteht eine Kontroverse, die im Publikum von emotionalen Lebensäusserungen begleitet ist; die Leitung der Gesellschaft wendet sich einer Moderation der Emotionen zu und unterlässt auch nur die Aufforderung zu einer wissenschaftlichen Aufarbeitung, geschweige dass sie selber zum Erkenntniswerkzeug, ihrem Kerngeschäft, griffe. Die Leitung der Gesellschaft distanziert sich vielmehr grundsätzlich von der Aufgabe, Erkenntnisse, bzw. geisteswissenschaftliche Urteilezu erarbeiten und in die Repräsentanz der Anthroposophie einzubeziehen. Dadurch wurde den schwelenden Fragen Raum geboten – und der Raum wurde genutzt. Diesem Raum ist mit dem vorliegenden Werk der Boden in wesentlichsten und zentralsten Fragestellungen entzogen. Zugleich werden klare Grundlinien des Verhältnisses zwischen ‘Zeitreisen‘ und ‘anthroposophischer Geistesforschung‘ sichtbar.“Auferstehungsleib“ – “Phantomleib“ Der Autor zeigt, dass das in der anthroposophischen Bewegung seit den 1940er Jahren verwendete Wort “Auferstehungsleib“ in der Gesamtausgabe der Werke
Rudolf Steiners nicht vorkommt. Der Begriff wurde zu-erst vermutlich von Emil Bock (ab 1946), dann von Friedrich Benesch, Andrew Welburn, Judith von Halle, Peter Tradowsky und Helmut Kiene sowie von Sergej Prokofieff und Johannes W. Rohen verwendet. Die Formulierung ist katholischen Ursprungs (Bd.II, S.674). Das Wort “Phantomleib“, aber auch die Aussage von dessen Identität mit dem “Auferstehungsleib“ wie Judith von Halle Rudolf Steiner zuschreibt (im selben Sinne Peter Tradowsky und Helmut Kiene), stammt ebenfalls nicht von Rudolf Steiner (Bd.III, S.46) Grundlagenwerk zur Auferstehung Frank Linde arbeitet diese Begriffe durch und erläutert deren Herkunft und Entstehung, deren spezifische Bezüge und differenzierte Schichten. Dazu legt er in BandI. und II. auf über 700 Seiten eine wohldurchstrukturierte und ausführliche Zusammenschau von Darstellungen Rudolf Steiners vor, welche den soliden Hintergrund seiner kritischen Analyse bilden – aber nicht nur. Es handelt sich hier um eine eigenständige, in einer 40-jährigen Beschäftigung entstandene Aufarbeitung des Themas „Auferstehung“ im Werk Rudolf Steiners. Frank Linde geht es darum, die Auferstehung als ein ganzheitliches Geschehen sichtbar zu machen – der Leib des Christus nach der Auferstehung ist die ganze Erde (ihr physischer Leib, der Lebensleib und Seelenleib und das Ich der Erde; eben gerade nicht „Phantom“).Auch die Bedeutung und die Wirkung der Auferstehung für den Menschen wird ganzheitlich behandelt: für seinen physischen Leib (Phantom), den Ätherleib, Astralleib und das Ich. Dann bieten sie Texte zur Auferstehung Christi im 20. Jahrhundert und im Sozialen. Große Kapitel behandeln schließlich den Ursprung und das Ziel des Leibes und der Seele und des Geistes des Menschen.Es geht um die Auferstehung nach dem Tod und die Auferstehung am Ende der Zeiten. So sind Band I. und II. ein Grundlagenwerk, das Bestand haben wird, auch über die aktuelle Auseinandersetzung in Band III. hinaus und greifen auf, was Rudolf Steiner zu dieser Frage zu sagen hat. Schulungsweg, Zeitreisen, …Wer sich mit dem Werk Judith von Halles befasst, sieht auf eine generell erzählend-bildhafte, intelligent aufbereitete und mitunter kenntnisreiche Darstellung mit einer weniger umfassenden und häufig ganz fehlenden begrifflichen Durcharbeitung. Frank Lindes detailreiche Untersuchungen machen das methodisch und inhaltlich zum Teil Unzureichende und zum Teil auch Fehlerhafte dieses Aspekts ihrer Arbeiten an vielen Beispielen deutlich.Besonders tritt dies an deren begrifflicher Durcharbeitung des anthroposophischen Schulungsweges hervor, welche praktisch komplett wegfällt. Wie sie aus ihren Erlebnissen zu ihren Erkenntnissen kommt und warum auf eine begriffliche Herleitung und Vertiefung verzichtet wird, ist und bleibt dunkel und alle Erklärungen, warum das so sein müsse, vermögen nicht zu überzeugen. Ihre Bezugnahme auf Schulungsweg-Darstellungen Rudolf Steiners erweisen sich zudem als einseitig auf veraltete Schulungswege fixiert.Darüber hinaus widmet Frank Linde seine kritische Analyse auch der Verteidigungsschrift Helmut Kienes,„Phantomleib, Stigmatisation und Geistesforschung. Judith von Halle und die anthroposophische Christologie“.Linde kennzeichnet offene Fragen und selektives Zitieren, korrigiert eine Kritik die Kiene Peter Selg gegenüber vorgebracht hat, stellt richtig, dass das Phantom nicht als „fünftes Wesensglied zu betrachten ist, u.a.m.Stil und Wirkung Die Auseinandersetzungen um den ganzen damit verbundenen Phänomen- und Symptomenkomplex werden von Frank Linde nicht als Anti-von-Halle-Beitrag aufgebaut.Ich habe in der gesamte Auseinandersetzung dazu keinen einzigen emotionalen Misston gefunden. Die Arbeit ist nicht nur sachlich gründlich, sondern auch im Stil freilassend und offenbart in der produktiven Zurückhaltung des Persönlichen umso mehr die zwischen den Zeilen auflebende innere, individuelle Sprache des Autors. Seine vollständig sachbezogene Forschungshaltung ermöglicht es ihm daher auch, in Arbeiten von Sergej Prokofieff zu hinterfragende Interpretationsmuster zu erkennen und ihm Überlegungen nachzuweisen, die Denkversuche sind, jedoch im Text nicht als solche kenntlich gemacht sind. Sie sind begrifflich nicht hergeleitet und müssen daher als Vermutungen gekennzeichnet werden. Vermutungen, die in Kombination auch IrrIrrtümerzeigen (Bd.II, S.680 f.). – Wenn es noch “Anhänger“der beiden Lager Prokofieff/von Halle gibt, dann können diese Lager jetzt aufgelöst werden. Es geht ebendoch, allen modischen Sozialtechniken und allen emotionalen Gruppenbildungen entgegen, in erster Linie um Erkenntnis der vorliegenden Sachverhalte und erst dann, falls noch nötig, um Mediation in Konfliktlagern. Durchblick, Erkenntnis wirkt sozial – auch das kann man an dem Werk von Frank Linde deutlich sehen. Soziale Verwerfungen unter Konfliktpartnern beruhen nicht zuletzt auf nicht hinreichend durchgearbeiteten unterschiedlichen Vorstellungen und Intentionen. Mithin:Wer diese nicht erkennen will, der wirkt antisozial. Glauben, Glauben und nochmals Glauben …Als Summe der Lektüre kann, am angedeuteten Aufwachen für die elementare Kraft des Erkennens, auch dies gezogen werden: Zu einer der Konstanten des Wirkens von Judith von Halle gehört, die Anthroposophie in den Formen anthroposophisch geisteswissenschaftlicher Wortformulierungen und unausgesprochen in der Haltungblossen Glaubens darzustellen. Anderslautende Beteuerungen halten einer Prüfung nicht stand. Es liegt in der Art der Darstellung eine Identität mit gewissen anderen wohlbekannten Glaubens-Impulsen vor. Jener Stil hat in der Repräsentanz der Anthroposophie nichts zu suchen.Um Missverständnisse zu meiden: Menschen jeden Glaubens sind in der Anthroposophischen Gesellschaft willkommen, wie jeder Vertreter anderer Überzeugungsrichtungen auch. Nicht um ein Einschwören aufbestimmte Erkenntnisse geht es in der Anthroposophischen Gesellschaft. – Die Anthroposophie jedoch ist nicht Glaubens-Impuls, nicht im Geringsten, auch nicht im Stil ihrer Vertretung. Sie betreibt nicht eine Freie Hochschule für Glaubens-Wissenschaft und ihr liegt methodisch auch keine Glaubenswissenschaft oder Schauerlebnis-Wissenschaft, sondern eine eigenständige Erkenntniswissenschaft zugrunde.Und so ist auch Judith von Halle, gleichgültig welcherÜberzeugung sie ist, in der Anthroposophischen Gesellschaft willkommen. – Die Anthroposophische Geistesforschung ist jedoch nicht ‘Zeitreisen-Forschung‘, nicht im Geringsten, auch nicht im Stil ihrer Vertretung. Und die Repräsentanz der Anthroposophie appelliert, wenn man es so ausdrücken darf, an das Erkennen des Geistes,nicht an die intelligente Interpretation von eigenen und fremden Geisterlebnissen und vor allem nicht an den Glauben. Klärende Grundlagen dazu und zu vielem mehr bietet die Arbeit von Frank Linde. Ihr ist eine weite Verbreitungund eine intensive Aufnahme zu wünschen.
Roland Tüscher
Quelle: E i n N a c h r i c h t e n b l a t t
Für Mitglieder und Freunde der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft
26. Juli, 2015 | 5. Jahrgang, Nr. 15
zie ook bespreking Friedwart Husemann.